Entwicklungsprozess der GGS Lindlar Ost im Rahmen von LemaS

 

Als uns im Herbst 2018 die Nachricht erreichte, dass wir als Schule für die LemaS-Initiative (siehe „Was ist LemaS?“) ausgewählt wurden, war uns zunächst gar nicht klar, auf welche Reise wir uns da begeben würden. Zu Beginn gingen wir davon aus, dass sich die Initiative primär an besonders begabte Kinder richten würde. In diesem Sinne boten wir zunächst eine halbjährliche Forder-AG für acht leistungsstarke Viertklässler*innen an, in der die Kinder an einem selbst gewählten Thema arbeiten konnten. Sie erstellten eine Expertenarbeit und ein Referat zu ihrem Thema. Sowohl aufgrund von Schulhospitationen an anderen Schulen, als auch aufgrund der Teilnahme an den LemaS-Landestreffen und der Bildungskongresse, stellten wir für uns und unsere Schule aber schnell fest, dass es um mehr gehen würde als die Förderung leistungsstarker Kinder, nämlich um die Veränderung unserer Schulkultur hin zu noch mehr Differenzierung und individueller Förderung.

 

In diesem Sinne wuchs in der LemaS-Steuergruppe schnell der Wunsch ein einheitliches Unterrichtskonzept zu entwickeln, das bestimmte Differenzierungs- und Individualisierungskriterien gewährleisten sollte. Es erschien uns aber als unabdingbar, dass die gesamte Schulgemeinschaft an diesem Prozess beteiligt sein musste. Als Kollegium nahmen wir uns daher zunächst ein halbes Jahr Zeit und guckten auf jeder Konferenz ein Video über eine Preisträgerschule für individuelle Förderung. Wir hielten schriftlich fest, was die Arbeitsweise der gesehenen Schule ausmacht und welche Vor- und Nachteile sich für unsere eigene Schule daraus ergeben könnten. Die schriftlichen Arbeitsergebnisse wurden im Lehrerzimmer ausgehängt.

 

Auf einer Ganztagskonferenz ging es im nächsten Schritt darum, feste Kriterien für ein einheitliches Unterrichtskonzept zu definieren. Das Konzept sollte zum einen unterschiedliche Bearbeitungsmöglichkeiten hinsichtlich des Niveaus, der Arbeitsgeschwindigkeit und des Umfangs zulassen. Auf der anderen Seite war uns wichtig, dass gemeinsame Plenumsphasen, in denen die ganze Lerngruppe an einem Unterrichtsgegenstand arbeitet, gewahrt blieben. Des Weiteren sollte den Kindern an möglichst vielen Stellen ein handlungsorientierter Zugang zu dem jeweiligen Thema ermöglicht werden. Es wurde diskutiert und gerungen und schließlich demokratisch über die Konzeption, den Namen und die äußere Form abgestimmt. Abschließend wurde die gleichsinnige Umsetzung in allen Klassen verpflichtend beschlossen. (siehe „Konzeption und Aufbau unserer schuleigenen Lernwege“)

Mittlerweile haben wir auf dieser Grundlage acht „Lernwege“ für das Fach Mathematik und fünf „Lernwege“ für das Fach Deutsch für die zweiten, dritten und vierten Klassen erarbeitet, deren Umsetzung wir regelmäßig evaluieren. Die Materialien eines Lernwegs befinden sich in einer Box, die die Lehrkraft sich bei Bedarf aus dem Lehrmittelraum mitnimmt und dann in ihrem Klassenraum unterhalb der Magnetwand aufbaut.

Im ersten Schuljahr haben wir auf der gleichen Grundlage den Buchstabenweg samt eigenem Lehrwerk entwickelt, welcher auf unsere Gesamtkonzeption abgestimmt ist und somit die Differenzierung nach Niveau und Umfang auch im ersten Schuljahr ermöglicht. (siehe „Buchstabenweg“)

Des Weiteren werden aktuell selbst entwickelte „Boxen“ zum Lesen und freien Schreiben im ersten Schuljahr erprobt.

Ein weiterer Baustein unserer „Lernwege“ besteht aus dem eigenständigen Bearbeiten eines selbstgewählten Sachthemas für besonders leistungsstarke Kinder. Da diese Kinder häufig über ein sehr schnelles Arbeitstempo verfügen, sind sie oft schneller mit dem Bearbeiten der Inhalte eines Lernwegs fertig als andere Kinder. Das dadurch entstehende Zeitfenster können diese Kinder nutzen, indem sie am Computer mit Hilfe des Programms „Book Creator“ kurze Expertenarbeiten zu einem Sachthema ihrer Wahl gestalten. Das beinhaltet sowohl das Recherchieren im Internet, als auch in Sachbüchern. Aus diesem Grund hat uns unser Förderverein die Anschaffung der gesamten Buchreihe „Was ist was“ ermöglicht. Auf diese Weise fließen unsere anfänglichen Erfahrungen mit der „Forder-AG“ in den Regelunterricht mit ein.